Literaturpaket Nord-Ostsee-Kanal

Lese- und Literaturtipps für eine Schiffsreise durch den Nord-Ostsee-Kanal

Ein Fahrt durch den knapp 100 km langen Nord-Ostsee-Kanal NOK sollte bei allen Kreuzfahrern unbedingt auf der To-do-Liste stehen.

Die Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals

Bereits 1777 bis 1784 ließ der dänische König Christian VII. einen Vorgänger des heutigen NOK erbauen. Der Eiderkanal war knapp halb so lang und ging von Kiel bis zum Fluss Eider bei Rendsburg. Schon nach kurzer Zeit war der Eiderkanal dem zunehmenden Schiffsaufkommen nicht mehr gewachsen. 1886 beschloss Kaiser Wilhelm I. den Bau eines neuen, weitaus größeren Kanals von Kiel bis nach Brunsbüttel. Die feierliche Eröffnung dieses gigantischen Bauwerkes fand 1895 unter seinem Enkel Kaiser Wilhelm II statt. Doch schon bald erwies sich auch dieser Kanal als zu klein für die großen Handelsschiffen und die kaiserliche Marine. In den Jahren 1907 bis 1914 wurde die Wasserstraße um die doppelte Breite und um neue, größere Schleusen erweitert. Heute ist der Nord-Ostsee-Kanal eine der meist befahrenen künstlichen Wasserstraßen weltweit. Das Verkehrsaufkommen liegt bei etwa 30.000 Schiffen im Jahr. Das sind pro Tagrund 82 Schiffe.

Die reine Fahrzeit von Kiel bis Brunsbüttel liegt bei etwa 8 Stunden. Unterwegs gibt es für Romantiker und geschichtlich interessierte Kreuzfahrer sehr viel zu sehen und zu erfahren.

Reiselektüre Nord-Ostsee-Kanal

Unsere Lektüretipps sind als Vorbereitung und Begleitung für eine Schiffsreise durch den Nord-Ostsee-Kanal gedacht.

Literaturpaket Nord-Ostsee-Kanal

Neben zwei Büchern mit Geschichten und Impressionen rund um den heutigen Kanal, stellen wir Ihnen auch zwei Krimis vor, die den Leser in die Kaiserzeit und die Bauperiode des Kanals zurückversetzen.

Jochen Reiss: 111 Orte am Nord-Ostsee-Kanal, die man gesehen haben muss

"111 Orte am Nord-Ostsee-Kanal, die man gesehen haben muss" von Jochen Reiss, Emons Verlag, Köln 2017
„111 Orte am Nord-Ostsee-Kanal, die man gesehen haben muss“ von Jochen Reiss, Emons Verlag, Köln 2017

Jochen Reiss ist Journalist, Chronist, Themensammler, Fotograf und Autor. Sein Buch 111 Orte am Nord-Ostsee-Kanal, die man gesehen haben muss ist kein Reiseführer, sondern eine bunt gemischte Sammlung von großen und kleinen Sehenswürdigkeit am Nord-Ostsee-Kanal und den angrenzenden Regionen. Das Buch vermittelt in einer fast poetischen Sprache eine Vielzahl an Details und Wissenswerten aus der spannenden Entstehungsgeschichte und Gegenwart des Kanals. Auch erfahren wir viel über die Menschen, die hier leben und arbeiten. Zu den 111 gelisteten Orten zählen Kulturlandschaften, Natur, Gärten, Aussichtspunkte, historische Bauten, herrschaftliche Anwesen, Kunst, Technik, Museen, Denkmäler und Kurioses. Berührend sind Erinnerungsstücke, wie der Grabstein der tödlich verunglückten Sängerin Alexandra, die Orgel von Tellingstedt, auf der Altbundeskanzler Helmut Schmidt gespielt hatte oder die Unglückstelle bei Sehestedt an der 1974 bei einem Nato-Manöver 6 schottische Falschschirmspringer starben.
Das Buch hat ein strenges Layout: Zu jedem Ort bzw. Thema gibt es jeweils eine Text- und eine Bildseite. Dieses Layoutkorsett schränkt ein. Für manche Themen hätte eine Bildunterschrift oder eine halbe Textseite genügt, andere Themen wären es wert gewesen, ausführlicher behandelt zu werden.
Problematisch ist auch die alphabetische Gliederung nach Ortsnamen. Trotz der Landkarte am Ende des Buches läuft der Leser Gefahr die Orientierung zu verlieren. Sehr hilfreich wäre auch ein Personen-, Orts- und Schlagwortregister. Trotz dieser Mankos ist das Buch eine sehr gute Reiseeinstimmung. Dabei muss es keine Schiffsreise durch den Kanal, sondern kann durchaus auch eine Radtour oder Autoreise sein.

Das Buch 111 Orte am Nord-Ostsee-Kanal, die man gesehen haben muss von Jochen Reiss können sie versandkostenfrei direkt beim Emons Verlag, bei Amazon und im Buchhandel erwerben

Dieter Brumm: Kleines ABC des Nord-Ostsee-Kanals

Dieter Brumm: Kleines ABC des Nord-Ostsee-Kanals, Husum Verlag, 4. Aufl. 2014
Dieter Brumm: Kleines ABC des Nord-Ostsee-Kanals, Husum Verlag, 4. Aufl. 2014

Das kleinformatige Sachbuch Kleines ABC des Nord-Ostsee-Kanals ist informativ und gut geschrieben. Auf nur 128 Seiten gibt es einen Überblick über die Baugeschichte, die Einzigartigkeit und die Besonderheiten des Kanals. Autor Dieter Brumm versteht es auch über Themen, die gemeinhin als trocken gelten, interessant und fesselnd zu schreiben. So sind die Kapitel über Schleusen, Brücken, Fähren, Lotsen, Weichen, Schlepper, Tunnel und Werften gut verständlich und anschaulich formuliert.  Neben Technik kommt auch Natur und Romantik im Buch nicht zu kurz. Eigene Kapitel sind z.B. den Fledermäusen, der Hobby- und Berufsfischerei, den jährlichen Heringsschwärmen, den Radwegen entlang des Kanals und dem frühherbstlichen Lichterfest NOK Romantika gewidmet. Sehenswert und zum Teil spektakulär sind die Fotos von Günter und Roland Pump. Bei diesen Bilder ist Reisefieber vorprogrammiert.
Gesamturteil: Sehr empfehlenswert, wenn wir auch hier ein Personen-, Orts- und Schlagwortregister vermissen.

Das Buch kostet nur 9,95 Euro und kann versandkostenfrei direkt vom Husum Verlag, bei Amazon oder vom Buchhandel bezogen werden.

Historische Kanalkrimis von Anja Marschall

Die Autorin Anja Marschall hat zwei Kanalkrimis Tod am Nord-Ostsee-Kanal und Verrat am Kaiser-Wilhelm-Kanal geschrieben. Im Mittelpunkt dieser historischen Romane steht Kriminalinspektor Hauke Sötje, ein ehemaliger Kapitän, vielgereist und mit reichem Wissensschatz. Der erste Kanalkrimi mit dem Titel Tod am Nord-Ostsee-Kanal klingt ein wenig nach Agatha Christies Tod auf dem Nil, doch diese Assoziation führt in die Irre. Es geht in diesem Krimi um einen mysteriösen Todesfall bei den Bauarbeiten an der Kanalschleuse in Brunsbüttel im Jahr 1894, also ein Jahr vor Fertigstellung und Eröffnung des Kanals durch Kaiser Wilhelm II.. Der zweite Kanalkrimi spielt zwei Jahre später 1896 . Verrat am Kaiser-Wilhelm-Kanal handelt von Spionage und Machenschaften diverser Geheimdienste.

Buchbesprechung Tod am Nord-Ostsee-Kanal

Anja Marschall bemüht sich um historische Genauigkeit und hat dafür Archive durchforstet und intensive Studien betrieben. Alles stimmt: ob es sich um den Pferdeomnisbus in Kiel, die Arrestzelle, den Sezierraum des Pathologen oder die Gemeinschaftsunterkunft der Kanalarbeiter handelt. Das Buch ist auch ein Stück Zeitgeschichte. Jedes Kapitel beginnt mit einem Pressezitat aus der Kieler Zeitung oder der Kanalzeitung von 1894. Geschickt in die Handlung eingeflochten, thematisiert Anja Marschall die sozialen und politischen Verhältnisse vor der Jahrhundertwende. Um den Kanal zu bauen wurden Bauern enteignet. Dörfer zerschnitten, Familien getrennt. Die Arbeit am Kanal war hart, gefährlich und schlecht bezahlt. Wer sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen einsetzte, galt schnell als Sozialist oder schlimmer noch als Vaterlandsverräter. Dabei liest sich der Krimi keineswegs wie eine sozialkritische Abhandlung. Die Story ist interessant, flüssig und unterhaltend erzählt. Wenn auch die Auflösung des Falles – jetzt sind wir wieder bei Agatha Christie – recht absurd und hanebüchen daherkommt. Trotzdem schätzen wir Agatha Christie und Anja Marschall.

Beide Krimis können Sie versandkostenfrei direkt beim Emons Verlag, bei Amazon und im Buchhandel erwerben. Mehr über Anja Marschall erfahren Sie auf ihrer Homepage.