Eine herbstliche Schifffahrt auf dem Rhein von Amsterdam bis Basel

Blick vom Bug der Rhein Melodie
Blick vom Bug der Rhein Melodie

Eine Flussreise auf der gesamten schiffbaren Länge des Rheins stand schon lange auf meiner To-do-Liste. Aus dem Plan wurde jetzt Wirklichkeit. Meine Wahl fiel auf das Schiff Rhein Melodie und eine 8-tägige Reise von Amsterdam rheinaufwärts über Köln, Koblenz, Speyer, Straßburg bis nach Basel.

Das Rheintal, insbesondere der Mittelrhein zwischen Köln und Mainz, gilt als eine der schönsten Kulturlandschaften Europas. Der Abschnitt zwischen Koblenz und Rüdesheim mit Schlössern, Burgen, Festungen und der vielbesungenen Loreley zählt seit 2002 zum UNESCO Welterbe. Dieses einmalige Landschaftsbild inspirierte im späten 18. und im 19. Jahrhundert Maler, Komponisten und vor allem Literaten – darunter Friedrich Hölderlin, Clemens Brentano und Heinrich Heine.

Um der Rheinromantik nachzuspüren, ist der Herbst mit seinen morgendlichen Nebelschwaden und den buntgefärbten Blättern die ideale Reisezeit. In den Städten sind jetzt weniger Touristengruppen unterwegs und allerorten geht es ruhiger und entspannter zu.

  • Mittelrhein

 

Niedrigwasser in Amsterdam, Hochwasser in Basel

Nach dem trockenen Sommer hatte unsere Herbstreise leider auch ihre Tücken. Der Rhein hatte zu Beginn dieser Fahrt einen extrem niedrigen Wasserpegel. Dann regnete es, nein, es goss – und das anhaltend. Und so musste Kapitän Verhagen nicht nur mit Niedrig-, sondern auch mit Hochwasser kämpfen.

Die Fahrt mit der Rhein Melodie startete in Köln. Wir legten am Spätnachmittag ab und sollten eigentlich schon am nächsten Morgen in Amsterdam für einen Ausflug in ein Grachtenboot steigen. Aufgrund des niedrigen Wasserpegels kam das Schiff jedoch nur sehr langsam voran. Und so warem wir am Morgen nicht in Amsterdam, sondern erst in Utrecht. Jetzt war gute Organisation gefragt und dank der flexiblen Reiseleitung brachte uns ein Reisebus frühmorgens vom Anleger in Utrecht zum Ausflugsboot nach Amsterdam. Gegen Mittag erreichte dann die Rhein Melodie die Hauptstadt der Niederlande und nahm die Ausflugsgäste wieder auf.

Doch dann stieg der Wasserpegel mit jedem Regentag. Die Wassermassen wurden am Ende der Reise zum Problem: Eine niedrige Brücke vereitelte die Fahrt von Kehl nach Basel. Aus der Schiffsreise wurde ein weiteres Mal eine Busreise. Das zeigt, wie stark Wetter und Wasserstand eine Flussreise beeinflussen können. Mit dem Klimawandel und der Zunahme von Extremwetter werden diese Probleme in den nächsten Jahren sicherlich nicht weniger.

  • Grachtenfahrt Amsterdam

 

Eine Kreuzfahrt im traditionellen Stil

Unser Schiff, die Rhein Melodie, gehört zur Flotte von nicko cruises. Es bietet Platz für maximal 196 Gäste und gehört mit einer Länge von 132 Metern zu den größten Kreuzfahrtschiffen auf dem Rhein. Die Rhein Melodie wurde 2005 gebaut. Sie besitzt zwar keinen Sport- und Wellnessbereich, dafür einen großen Salon mit einer üppig ausgestatteten Bar und eine gemütlich eingerichtete Bibliothek. Die vorwiegend älteren Gäste schätzen die Rhein Melodie nicht zuletzt wegen der hervorragenden Küche und des fairen Preis-Leistungs-Verhältnisses. Die Rhein Melodie und das baugleiche Schwesterschiff Rhein Symphonie gehören zu den preiswerteren Flusskreuzfahrtschiffen. Unsere 8-tägige Reise im Spätherbst wurde von nicko cruises ab 600 Euro pro Person angeboten.

 

Ein Blick in die Kabine

Die Kabinen der Rhein Melodie sind zweckmäßig eingerichtet. Sie sind mit einer komfortablen Schließanlage, einer individuell einstellbaren Klimaanlage, einem großen Smart-Fernseher, einem Safe und einem Fön ausgestattet. Es bestand die Möglichkeit, Kleidungsstücke in der bordeignen Wäscherei reinigen und bügeln zu lassen.
Im Badezimmer findet der Gast einen großen und praktischen Spiegelschrank, leider keinen Vergrößerungsspiegel und – neben Seife und Duschgel – keine weiteren Toilettenartikel. Die Dusche funktioniert einwandfrei. Die Abtrennung durch einen Duschvorhang wirkt aber nicht mehr zeitgemäß. 

  • Bibliothek

Die Kabinen sind weitgehend gleich gestaltet und unterscheiden sich im Wesentlichen in der Fenstergröße. Auf dem Hauptdeck wurden halbhohe, nicht zu öffnende Fenster und auf dem Mitteldeck Panaromafenster, die sich öffnen lassen, verbaut. Die Kabinen auf dem Oberdeck besitzen Schiebetüren mit französischem Balkon. 360-Grad-Panorama-Ansichten der Kabine und der öffentlichen Bereiche des Schiffes finden Sie auf der Webseite von nicko cruises.

Gut aufgetischt!

Der Service auf der Rhein Melodie ist – angefangen vom Kabinenpersonal, über die Bedienung im Restaurant und dem Salon bis hin zu den stets gutgelaunten Mitarbeitern der Rezeption – engagiert, aufmerksam und zuvorkommend. Besonders hervorzuheben ist das ausgezeichnete Küchenteam unter Leitung des aus Bulgarien stammenden Küchenchefs Viktor. Das mehrgängige Menü (mittags und abends) war abwechslungsreich, vielfältig und wie ein kleines Kunstwerk auf dem Teller angerichtet. Als Hauptgang konnte zwischen Fleisch, Fisch und einer vegetarischen Mahlzeit gewählt werden. Wer zu Mittag statt eines mehrgängigen Menüs einen Imbiss bevorzugte, konnte im Salon einen Light Lunch vom Büfett zu sich nehmen.

Wie bei einer klassischen Kreuzfahrt üblich, gab es feste Tischzeiten und feste Plätze im Restaurant. Bereits beim Frühstück lag die Speisekarte für das Mittags- und Abendmenü aus und jeder Gast wurde um seinen Menüwunsch gebeten. Diese frühe Festlegung fiel manchmal schwer, ist aber bei Kreuzfahrten im traditionellen Stil üblich, denn so kann das Küchenteam besser planen und vorbereiten, es werden wenig Nahrungsmittel verschwendet und das Servieren der Speisen wird beschleunigt.

  • XXL-Überraschungstorte

Die Auswahl der Getränke ist mit Hochseeschiffen vergleichbar. Sie reicht von Wein, Sekt, Bier, Softdrinks bis zu Spirituosen und Cocktails. Ein Großteil der Getränke war im Getränkepaket, das für 27 Euro pro Tag und Person angeboten wurde, enthalten.

Die Getränkepreise sind zwar deutlich erhöht worden (viele Angaben auf Interseiten sind daher überholt), aber noch immer kommod. Der Hauswein (0,25 Liter) kostet 5,50 Euro, ein Bier vom Fass 4,80 Euro, ein Glas Sekt (0,1 Liter) 3,80 Euro und ein große Flasche Wasser 5,50 Euro.

 

Das Ausflugsprogramm

Viele Passagiere haben mit ihrer Reise auch gleich das Ausflugspaket mit fünf Ausflügen für 199,- Euro gebucht. Wer nur an einzelnen Ausflügen teilnehmen wollte, konnte diese sowie drei zusätzlich Ausflüge (Volendam, Nijmwegen, Speyer) auch direkt an Bord buchen.

Die Ausflüge kosteten zwischen 29,- und 58,- Euro. Selbstverständlich stand es den Gästen frei, ihren Landgang bzw. ihren Stadtspaziergang selbst zu organisieren. Kleine Stadtpläne, die von der Kreuzfahrtleitung mit allen wichtigen Infos versehen wurden, erwiesen sich hier als sehr hilfreich. Allerdings waren speziell bei dieser Reiseroute viele Liegeplätze ungünstig gelegen, so dass ein individueller Stadtbummel nur mit Taxi – eventuell auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln – möglich war. Abgelegen und unattraktiv war z.B. die Anlegestelle in Amsterdam. Statt an einem der beiden zentralen Liegeplätze, dem Amsterdam Passenger Terminal (PTA) oder dem Liegeplatz De Ruijterkade West, lag unser Schiff im Coenhaven, in einem Gewerbegebiet, weit weg von den Sehenswürdigkeiten der Stadt.

  • Köln im Regen

Auch in Köln befand sich der Liegeplatz nicht wie geplant in der Nähe des Hauptbahnhofs, sondern auf der anderen Rheinseite in Deutz bei der Drehbrücke, die jedoch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen war. Auch die Liegeplätze in Ludwigshafen (Ausflug Speyer) und Kehl (Ausflug Straßburg) waren für individuelle Landgänge nicht optimal.

Die angebotenen Ausflüge waren jedoch ausnahmslos gut geplant und organisiert. Die Busse hatten Toiletten an Bord und dank des Audiosystems waren die Erläuterungen der Stadtführer immer gut zu verstehen. Die Qualität des Ausflugsprogramms zeigte sich nicht zuletzt in der Auswahl der Stadtführer und Stadtführerinnen. Als echte Stimmungskanone erwies sich z.B. unsere Kölner Stadtführerin Celi. Auch bei strömenden Regen gelang es ihr, ein liebenswertes Bild ihrer Heimatstadt zu zeichnen und die Gäste bei bester Laune zu halten. Das lag vielleicht auch daran, dass der Ausflug mit einem Kölsch im Kölner Brauhaus Gaffel am Dom endete. Anders, aber auch sehr empfehlenswert, waren die Stadtführungen in Koblenz (mit Seilbahnfahrt und Besuch der Festung Ehrenbreitstein), Straßburg und Speyer.

Einzig der Ausflug in Amsterdam enttäuschte. Zwar war die einstündige Grachtenfahrt trotz des schlechten Wetters durchaus interessant, aber dann folgte ein nicht enden wollenden, ermüdende Busfahrt, die uns aufgrund von behördlichen Auflagen nicht in den historischen Stadtkern, sondern im weiten Bogen um das Zentrum herumführte. Schade, ein Stadtrundgang wäre sicherlich abwechslungsreicher und  informativer gewesen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Ausflugsprogramm kein Muss ist, aber eine gute Möglichkeit, in komprimierter Form viele der bekanntesten Sehenswürdigkeiten und kulturhistorisch interessantesten Städte entlang des Rheins kennen zu lernen.

Bildquelle: nicko cruises Schiffsreisen GmbH
Bildquelle: nicko cruises Schiffsreisen GmbH

Buchungshinweise 2024

Die Rhein Melodie macht jetzt Winterpause in der Werft. Die nächste Fahrt von Amsterdam nach Basel und umgekehrt findet dann wieder ab Mai 2024 statt. Weitere Infos und Buchungsmöglichkeiten

Wer nur die halbe Rheinstrecke bereisen möchte, also entweder von Köln nach Basel oder von Köln nach Amsterdam, der kann auch eine Flussreise auf der baugleichen Rhein Symphonie buchen. Weitere Infos und Buchungsmöglichkeiten