Königlich Reisen mit der Queen Elizabeth

Very British – Pomp und Gloria

Unsere Kreuzfahrt mit der Queen Elizabeth der Traditionsreederei Cunard im Spätherbst 2014 war stückweise auch eine Zeitreise: wir fühlten uns in die 1920er und 1930 Jahre versetzt und erlebten Pomp und Gloria kombiniert mit Traditionsbewusstsein made in Britain. Eigentlich müsste das  Schiff „Queen Elizabeth, die Dritte“ heißen, denn es existierten zwei gleichnamige Vorgängerschiffe, in deren Tradition und Fahrwasser sich auch die neue Queen Elizabeth bewegt. Die erste Queen Elizabeth wurde 1938 und die zweite 1967 gebaut. Beide Schiffe waren nicht nur für Luxusreisen sondern auch nationale Aufgaben im Einsatz. Sie dienten sowohl im 2. Weltkrieg wie auch im Falkland-Krieg als Truppentransporter.

Auch die neue Queen Elizabeth (getauft 2010) verkörpert britischen Nationalstolz und Traditionsbewusstsein.  Die Einrichtung ist dem Art Deco nachempfunden, mit prachtvollen Treppenaufgängen, bunten Glasmosaikfenstern, maritimen Ausstellungsstücken und zahlreichen Ölgemälden von Mitgliedern der königlichen Familie.

Doch trotz zur Schau getragenem Nationalstolz segelt das Schiff seit 2011 nicht mehr unter der englischen sondern der Bermuda-Flagge.

Ohne Englischkenntnisse geht es nicht!

Außer den roten Telefonzellen können Sie auf der Queen Elizabeth alles finden, was als typische englisch gilt. Dazu gehört auch der Afternoon Tea mit Gebäck, Sandwiches und Scones mit reichlich Clotted Cream und Erdbeermarmelade oder der Bridgekurse, das Geschirr aus dem Hause Wedgwood, englisches Frühstück, Pfefferminzsauce zum Braten und ein englisches Pub mit dem Namen „Golden Lion“. Unter den Gästen sind nur wenig Engländer, aber sehr viele bekennende Anglophile aus der ganzen Welt.

Die Bordsprache ist englisch. Es gibt zwar eine deutsche Kurzfassung des Tagesprogramms, ein deutsche  Menükarte und eine deutschsprachige Reisebegleiterin, trotzdem sind zumindest Grundkenntnisse der englischen Sprache für diese Reise erforderlich. Nicht nur Vorträge, Informationsveranstaltungen und das Unterhaltungsprogramm, sondern auch Durchsagen und  die Rettungsübungen sind ausschließlich auf Englisch

Zwei Tischzeiten und eine feste Sitzordnung

Auf den Cunardschifffen können Sie nicht nur den Glanz vergangener Zeiten, sondern auch Reste einer als überwunden geglaubten  Klassengesellschaft erleben. So speisen die Gäste der Suiten in eigenen Restaurants. Während der normale Gast im  Restaurant Britannia bedient wird. Es gibt zwei Tischzeiten und eine festen Sitzordnung. Wo der Gast während seiner gesamten Reise zum Abendessen sitzt, wird am ersten Reisetag oder in Form eine Onlinereservierung festgelegt.

Im Britannia ist grundsätzlich festlich gepflegte Kleidung, an manchen Abenden sogar formelle Kleidung (Smoking/ Cocktailkleid) vorgeschrieben. Als Alternativen kann auch im Selbstbedienungslokal gegessen werden. Obwohl wir grundsätzlich Bedienung bevorzugen, hat es uns – ehrlich gesagt – im Selbstbedienungslokal besser geschmeckt. Das mag unter Umständen auch daran liegen, dass wir in der Britannia die spätere Tischzeit gewählt hatten und die Speisen vielleicht zu lange in der Küche gestanden sind. Auf jeden Fall waren die Speisen weder geschmacklich noch optisch besonders ansprechend. Selbst das Galagericht Surf&Turf entsprach nicht den Erwartungen. Das Rindfleisch sollte well done sein,  blutete aber auf den Teller und das Stückchen Hummer war viel zu trocken.

Top Entertainment  – aber ein armseliger Fitness- und Saunabereich

Ein so abwechslungsreiches und qualitativ hochwertiges Unterhaltungsprogramm haben wir bisher auf keinem Schiff erlebt.

Allein die Räumlichkeiten verraten, dass hier nicht nur ein bisschen Musicalpotpourri geboten wird. Das prachtvolle Royal Theatre ist ein Theater im alten Stil mit Rängen, Galerie und Loggen. Leider wurden – wohl nachträglich –  die Galerie und die Loggen bis zur Hälfte verglast. Leider entsteht so eine störende Barriere zwischen den Künstlern und Publikum.

Diese Loggen  können für einzelnen Vorstellungen gegen entsprechenden Entgelt auch mit Verköstigung angemietet werden. Ist das nicht herrlich altmodisch?

Jeden Abend gab es ein anderes Programm, angefangen von britischer Comedy,  über Variete-Zauberei, Musik und natürlich Show. Tagsüber werden im Theater Vorträge angeboten.

Auf dem Schiff gibt es auch ein kleines Fernsehstudio. Hier wird tägliches Programm mit Nachrichten, Bordinformationen, Geburtstagsgrüßen und Interviews produziert. In den Kabine sind große modern Flachbildfernsehen, die neben den Hauskanal ein internationales Fernseh- und Filmprogramm anbieten.

Ein gelungene Abend auf der Queen besteht aus einem Besuch im Theater oder im englischen Pub. Wer sich etwas bewegen möchte, besucht den Ballsaal, den prachtvollen Queensroom . Hier wird jeden Abend zu Livemusik getanzt. Wer eine Tanzschule besucht hat, ist hier klar im Vorteil.

Wer dagegen Wert auf  Sport, Fitness und Sauna legt, kommt nicht auf seine Kosten. Der öffentliche Sauna- und Fitnessbereiche ist den Namen nicht wert.  Die Damensauna ist winzig. Auf einen Ruheraum wurde gänzlich verzichtet.  Wer den kostenpflichten Spabereich besuchen möchte, muss dafür ein Tagesticket in Höhe von 35 Pfund lösen. Es gab Gäste, die sich diesen Luxus leisteten, wir gehörten nicht dazu.

Pooldeck Queen Elizabeth
Pooldeck Queen Elizabeth

Vorsichtig hohe Nebenkosten!

Der oft günstige Einstiegspreis täuscht. Auf der Queen Elizabeth sind die Nebenkosten sehr hoch und das Bordkonto wird automatisch mit einer Trinkgeldpauschale belastet. Für unsere 7-tägige Reise wurden pro Person 80,50 € Trinkgeld berechnet. Hinzu kommt auf jede Barbestellung ein Serviceaufschlag von 15%. Das ist noch nicht alles. Die Ausflüge sind teuer, Shuttlebusse kosten extra und so unglaublich es klingen mag, sogar für eine Schiffsführung wird eine stolze Teilnahmegebühr erhoben. Da heißt es aufpassen und das Bordkonto nicht aus dem Auge verlieren.

    

Gentleman Hosts für alleinreisende Damen, aber 100% Einzelbelegungsaufschlag

Für alleinreisenden weibliche Gäste gibt es ganz speziellen Service: so genannte Gentleman Hosts, die die Damen unterhalten, begleiten und vor allem zum Tanzen auffordern. Bei diesen Herren, handelt es sich meist um gebildete und vielseitig interessierte Privatiers aus gutem Haus. Besonders bei den Tanzveranstaltungen sind die Gentleman Hosts in vollem Einsatz. Auch für bemannte Frauen mit einem tanzunfreudigen Partner sind die Gentleman Hosts ein echter Gewinn.

Alleinreisende sind auf der Queen Elizabeth stets in guter Gesellschaft. Gleich am ersten Tag lud die Reiseleitung alle Alleinreisenden zu einem Champagnerempfang ein. Bei diesem Treff wurden ersten Kontakte geknüpft und auf weiteren organisierten Come-Together-Events vertieft. Selbstverständlich gibt es im Restaurant auch einen Extratisch für Alleinreisende und im Tagesprogramm wird ein Treffpunkt für einen gemeinsamen Landgang angegeben. Es wird also wirklich alles getan, dass Alleinreisende schnell Kontakt finden und sich wohl fühlen.

Das Ganze hat jedoch seinen Preis und der ist reine Beutelschneiderei. Die Cunard berechnete uns einen 100% Aufschlag. In unserem Fall war es so, dass wie eine Doppelkabine gebucht hatten, aber meine Reisebegleitung dann kurzfristig stornieren musste. Trotz mehrerer Schreiben und Hinweis auf die AGB behielt die Cunard den vollen Reisepreis für zwei Personen ein.

Tops und Flops

Das hat uns besonders gut gefallen:

Das Schiff hat Charakter und Stil. Rund 2000 Gäste kommen auf 1000 Crewmitglieder. Diese Verhältnis 2:1 ermöglicht einen ausgezeichneten Service. Die Kabine sind im Vergleich mit anderen Schiffen groß und durchaus luxuriös. Nur das Badezimmer mit Badewanne und Duschvorhang könnte ein Modernisierung vertragen.

Als ausgezeichnet würden wir das An- und Abreisepaket bewerten. Wir waren auf einen  Linienflug der Lufthansa gebucht mit angenehmen und kurzen Reisezeiten.

Das hat uns nicht gefallen:
Die fehlende Saunalandschaft ist vielleicht typisch englisch und zu verzeihen. Richtig ärgerlich war jedoch der Preisaufschlag von 100% für die Einzelbelegung der Doppelkabine. Ein weiteres Ärgernis war eine fehlerhafte Bordrechnung, die erst nach mehrfacher Reklamation korrigiert wurde.