Mit der MS Astor auf Nord-Ostsee-Reise

Schönes langes Wochenende & kurz durch Ostsee & Kanal kreuzen

In unserem Reisebericht stellen wir Ihnen das Kreuzfahrtschiff MS Astor des Kreuzfahrtanbieter TransOcean vor, bewerten und berichten von unseren Erfahrungen. Die Reise dauerte vier Tage (25.-28.5.2018), startete in Kiel und endete in Bremerhaven.

MS Astor, Foto: TransOcean
MS Astor, Foto: TransOcean Kreuzfahrten

Mein erster Eindruck: Die Astor ist noch ein richtiges Schiff mit vielen maritimen Details. Die Decks und öffentlichen Bereiche sind gut in Schuss und picobello sauber. Dies blieb auch so, von der Ankunft bis zur Abreise.

Obwohl die Astor zu den kleinen Schiffen gehört, wirken die öffentlichen Bereiche geräumig und weitläufig. Also keine Enge und kein Gedränge.
Wir wurden mit einem leckeren Snack empfangen und konnten so gut gestärkt unsere Reise beginnen.

Die MS Astor, ein Schiff mit individuellem Zuschnitt

Bei unserer Besichtigungstour mussten wir uns erst einmal orientieren. Die meisten neuen Schiffe sind nämlich im Grunde genommen ähnlich gebaut und die öffentlichen Bereiche in ähnlicher Weise auf dem Schiff verteilt. Auf der Astor ist alles ein bisschen anders. Das Schiff hat 7 Decks. Ganz oben auf dem Sonnendeck befindet sich nicht, wie sonst üblich, die Poollandschaft, sondern ein großer Sportbereich mit Spielfeldern und Joggingparcours. Der Außenpool wurde zwei Decks tiefer neben dem Büfettrestaurants untergebracht. Fitnessbereich und Sauna sind weit von einander entfernt. Das gut ausgestattete Fitnessstudio befindet sich oben auf dem Schiff; die Sauna mit Innenpool, Beauty- und Wellnessbereich im untersten Schiffsdeck.

Abfahrt mit Sektempfang

Nach der sorgsam und noch im Abfahrtshafen durchgeführten Sicherheitsübung wurden alle Gäste zum Begrüßungsumtrunk auf das Außendeck geladen. Der Abend war sonnig. Der Sekt wurde reichlich nachgeschenkt. Der Kurzurlaub konnte beginnen.

 

 

Ein deutsches Schiff

Die Astor fährt zwar unter der Fahne der Bahamas ist aber in der Sommersaison ein rundum deutsches Schiff. Die Bordsprache ist Deutsch. Also alle Durchsagen, der Tagesplan und der Nachrichtenüberblick sind auf Deutsch. Die Küche hat neben internationalen Spezialitäten auch typisch deutsche Gerichte auf dem Speiseplan. So gab es Frankfurter Soße mit Eiern, gefüllte Rindsroulade und sogar die norddeutsche Spezialität Labskaus.

Die Astor hat ein treues Publikum. Einige Stammgäste schwören auf dieses eine Schiff und sind mindestens einmal pro Jahr mit auf Tour. Die überschaubare Größe des Schiffes lädt dazu ein, mit anderen Gästen ins Gespräch zu kommen. Schnell sind Kontakte geknüpft.

Bei der MS Astor handelt es sich übrigens nicht um „das Traumschiff“ der gleichnamigen Fernsehfilmreihe. 1983 und 1984 drehte das Fernsehteam um Produzent Wolfgang Rademann auf einem fast baugleichen Schiff, das zu dieser Zeit ebenfalls Astor hieß. Dieses Schiff fährt heute unter der Flagge Maltas, heißt Saga Pearl II und gehört der Saga Shipping Company.

Dialysebehandlung auf der MS Astor

Die MS Astor ist eines der wenigen Kreuzfahrtschiffe mit einer Dialysestation. Dies ermöglicht es Patienten mit einer schweren Nierenschädigung, an einer Schiffsreise teilzunehmen. Während meiner Kurzreise hatte ich Gelegenheit das Schiffshospital und den Dialysebereich zu besichtigen. An Bord befinden sich sieben Dialysemaschinen für die Blutreinigung. Während einer Reise können so maximal 17 Dialysepatienten behandelt werden. Mindestens ein Dialysearzt, drei ausgebildete Krankenschwestern und ein Techniker begleiten jede Dialysereise. Außerdem verfügt die Astor über ein eigenes medizinische Labor für diverse Blutuntersuchungen.

Die Dialyse kann nicht in allen internationalen Gewässern durchgeführt werden. Es ist daher wichtig, vor Reisebuchung den Anbieter TransOcean bezüglich eines Dialyseplatzes zu kontaktieren. Dann ist es auch möglich, die Dialysebehandlung mit gebuchten Ausflügen oder anderen Programmpunkten individuell abzustimmen.

Kabinen – wohnlich und geräumig

Unsere Außenkabine war geräumig und ansprechend gestaltet. Sehr angenehm fanden wir den begehbaren Kleiderschrank mit vielen Bügeln und genügend Stauraum. Als sehr praktisch erwies sich ein kleiner Kühlschrank (statt Minibar). Die Ausstattung war zwar nicht stylish, aber hochwertig, zeitlos und maritim angehaucht. Herrlich nostalgisch und im besten Sinne retro sind die Kabinenschlüssel. Keine Keycard, sondern noch ein richtiger Schlüssel mit einem Messingschild daran. Auch für den Kabinentresor gibt es keinen Code, sondern einen kleinen Messingschlüssel.
Unsere Kabine lag im vorderen Teil des Schiffes, sie war absolut ruhig. Weder Geräusche vom Schiffsmotor noch von den Nachbarkabinen störten unsere Nachtruhe. Zur Begrüßung erwartete uns ein großer Obstteller und Konfekt. Bademäntel lagen bei Ankunft bereits in unserer Kabinen und mussten nicht extra geordert werden.

Ich hatte die Gelegenheit, auf dem selben Deck eine Innen- und eine Außensuite zu besichtigen und Fotos für diesen Beitrag zu knipsen. Mit 26 qm sind diese Standardsuiten genau doppelt so groß wie die normalen Innen- und Außenkabinen und damit entsprechend geräumig und komfortabel.

Speisen und Getränke: lecker aufgetischt und gut nachgeschenkt

Die Mahlzeiten sind bekanntlich immer ein Höhepunkt auf Kreuzfahrten; so auch auf der MS Astor.

Wir haben in beiden Restaurants ausgezeichnet gespeist. Im Waldorfrestaurant wird bedient und der Übersee-Club ist ein Büfettrestaurant. Im Waldorfrestaurant gibt es zum Abendessen zwei Tischzeiten (circa 18:00 und 20:00) und feste, zugewiesene Plätze. Unsere Wünsche bezüglich des Tisches und der Essenszeit wurden zu 100 % erfüllt. In beiden Lokalen war die Atmosphäre ungezwungen und entspannt. Um einen Eindruck des Angebotes zu vermitteln, habe ich die Menükarte für das Galadinner fotografiert. Doch auch zu allen anderen Mahlzeiten gab es an der Auswahl und Qualität der Speisen nichts zu meckern. Grundsätzlich konnten wir immer zwischen Fisch, Fleisch und Vegetarisch auswählen. Auch besondere Diätwünsche, die vor der Reise angegeben werden konnten, wurden berücksichtigt.

Es war erstaunlich, was während dieser kurzen Reise den Gästen kulinarisch geboten wurde. Angefangen mit einem reichhaltigen Frühstücksbüfett und der Möglichkeit, sich die Eierspeisen nach Wunsch fertigen zu lassen, über Livecooking zur Mittagszeit, Kaffee und Kuchen mit Klaviermusik am Nachmittag bis zum großen Grillbüfett zur späten Stunde.

Auch die Getränkekarte lockte mit wechselnden Tagesangeboten. Unsere Nebenkosten waren trotzdem nicht hoch, denn die Kreuzfahrtleitung verstand sich aufs Feiern und Einladen. Am ersten Abend beim Auslaufen in Kiel floss der Sekt in Strömen. Gratis-Sekt gab es auch morgens zum Frühstück. Am dritten und letzten Abend wurden die Gäste zu Livemusik, Tanz und Freibier eingeladen. Auch hier wurde mehrfach und großzügig nachgeschenkt.

Unterhaltung: Geschmacksache

Ich sage es frank und frei: die Abendshows haben mir nicht gefallen. Dabei ist fairerweise anzumerken, dass ich aus beruflichen Gründen bereits sehr viele professionelle Shows und Musicals, aber eben auch weniger professionelle Darbietungen gesehen habe. Andere Gäste sind vielleicht weniger kritisch. Das Showensemble der Astor hat sich zweifellos große Mühe gegeben, aber vielleicht ist es einfach der falsche Weg, auf einer verhältnismäßig kleinen Bühne eine musicalartige Tanz- und Musikshow aufführen zu wollen. Die Räumlichkeiten würden sich eher für Kleinkunst, einen Liederabend, Kabarett, Zauberkunststücke oder den Auftritt eines Bauchredners eignen.
Durchweg gut angekommen ist die abwechslungsreiche Livemusik auf dem Außendeck oder in der Lounge. Am Abend wurde gerne getanzt. Kreuzfahrtdirektor André und das Showensemble sorgten mit unermüdlichem Einsatz für ausgelassene Stimmung.

Ein- und Auschecken: schnell und flexibel

So schnell war mein Koffer noch nie auf der Kabine. Manchmal dauert es nämlich mehrere Stunden, bis der beim Einchecken abgegebene Koffer in der Kabine ankommt. Bei der MS Astor standen die Koffer bei unserem Eintreffen schon vor der Kabinentür. Dafür gibt es fünf Sterne.
Auch das Auschecken war unproblematisch und weitgehend stressfrei. Wer wollte, konnte seinen Koffer in der Nacht vor der Abreise vor die Kabinentür stellen. Dieses Gepäck wurde dann vom Schiffspersonal von Bord in den Terminal gebracht. Uns war es jedoch lieber, erst nach dem Frühstück die Koffer zu packen und selbst von Bord zu tragen. Das ging ohne Probleme. Ein Hoch auf die Erfindung des Rollkoffers!

Unsere Route: anders als erwartet, aber trotzdem schön

Anfangs lief alles wie geplant. Wir fuhren von Kiel für einen vollen Tagesaufenthalt nach Kopenhagen. Dort hatten wir ideales Wetter für eine Städtetour – nicht zu heiß und abgesehen von einem kurzen Schauer nicht zu nass.

Am nächsten Morgen sollten wir eigentlich die Hansestadt Wismar anlaufen. Doch dann kam der Nebel mit Sichtweiten unter 50 Metern und das Schiff erhielt keine Einfahrterlaubnis für den Hafen Wismar. Wir landeten daher in Warnemünde. Eine gute Alternative: Es war nur ein kurzer Weg vom Kreuzfahrtterminal bis in die Altstadt mit dem sehenswerten Fischmarkt, dem Kurpark und natürlich dem breiten Sandstrand.

Pünktlich zum Mittagessen hieß es dann: Alle Mann an Bord und Leinen los für die Fahrt in Richtung Nord-Ostsee-Kanal. Leider erreichten wir den Kanal erst um 20:00 Uhr. Die Kanalfahrt hat also hauptsächlich nachts stattgefunden und wir haben eigentlich nur das erste Stück vom Nord-Ostsee-Kanal gesehen. Schade, für uns sollte die Kanalfahrt eigentlich der Höhepunkt der Reise sein. Beim Frühstück bekamen wir von unseren Tischnachbarn den sportlichen Tipp, den Nord-Ostsee-Kanal mit dem Fahrrad zu bereisen, denn entlang des Kanals führt ein gut ausgebauten Radweg.

Bewertung, Erfahrung, Fazit: Gerne wieder.

Auf unserer kurzen Reise mit der MS Astor haben uns besonders gut die Atmosphäre und die überschaubare Größe des Schiffes gefallen. Die Kabinen sind geräumig, in den Restaurants und auf den Decks entsteht kein Gedränge. Es gab immer genügend Liegen und ruhige Plätze. Auch die Sauna und der Wellnessbereich erwiesen sich als Oasen der Ruhe und Entspannung. Bei maximal 500 Gästen fiel es uns leicht, Kontakt zu anderen Reisenden zu finden. Wir lernten auf unserer Reise nette und interessante Menschen kennen, einige davon sind Stammgäste. Als sehr angenehm empfanden wir die Großzügigkeit und Flexibilität an Bord.

MS Astor, Pressefoto: TransOcean Kreuzfahrten