Aida-Krimis von Jörg Böhm

Moffenkind und Niemandsland
„Moffenkind“ und „Niemandsblut“ entstanden in Kooperation mit Aida Cruises

Jörg Böhm hat vor allem mit seinen Kriminalromanen um „Kommissarin Emma Hansen“ ein Fanpublikum erobert. Nun ist er auch mit zwei Kreuzfahrtkrimis, die in Kooperation mit der Reederei Aida Cruises entstanden, auf dem Büchermarkt.

Verbrechen der Vergangenheit

Das erste der beiden Bücher, „Moffenkind“, ist eine düstere Familiengeschichte: Wilhelmina Nissen, Oberhaupt einer bedeutenden Hamburger Kaffeerösterei, lädt anlässlich ihres 90. Geburtstags den gesamten Familienclan nebst Geschäftspartner zu einer Schiffsreise ein. Jörg Böhm nimmt seine Leser mit auf eine mörderische Nordseekreuzfahrt und auf eine Reise in die Vergangenheit.


„Moffenkind“ ist die abwertende Bezeichnung für Kinder, die während des Zweiten Weltkrieges in den besetzten Niederlanden von deutschen Wehrmachtssoldaten gezeugt wurden. Das Schicksal dieser Kinder und ihrer Mütter war meist von Demütigung, Gewalt und Verfolgung gekennzeichnet. Auch Familie Nissen ist in einen solchen Fall verwickelt.

Mit seinem zweiten Kreuzfahrtkrimi „Niemandsblut“ begibt sich Jörg Böhm in südliche Gefilde. Eine Mittelmeerreise wird zum Schauplatz gleich mehrerer Kapitalverbrechen. Jörg Böhm verknüpft eine Mordserie mit einem Kunstraub in der damaligen DDR und mit kriminelle Machenschaften in Zusammenhang mit Zwangsadoptionen in Italien.

Diese Verbindung der Krimihandlung mit wenig bekannten und thematisierten Verbrechen der jüngeren Vergangenheit zeichnet beide Bücher aus. Ansonsten handelt es sich um konventionelle Who-Done-It-Krimis mit einer Vielzahl an Verdächtigen, falschen Fährten und überraschenden Wendungen.

"Moffenkind" und "Niemandsland" von Jörg Böhm entstanden in Zusammenarbeit mit Aida Cruises

Enttäuschender zweiter Band

Im Vergleich der beiden Bücher gefällt mir das erste Buch „Moffenkind“ deutlich besser. Hier werden die verschiedenen Konflikte und Handlungsstränge zu einer stimmigen Familiensaga zusammengeführt. Zwar ist es kaum vorstellbar, dass eine schwer reiche Familie mit Aida und nicht mit einer Privatyacht oder zumindest einem Luxuskreuzfahrtschiff auf Reisen geht, doch die Reiseroute über Hamburg, die Niederlande, Belgien, Frankreich und England bildet eine passende Vorlage, um mit jeder Station der Reise tiefer in die Familiengeschichte vorzudringen.

Im zweiten Buch „Niemandsblut“ wirkt dagegen die Mittelmeer-Kreuzfahrt wie ein lästiges dramaturgisches Korsett. „Niemandsblut“ ist überfrachtet: zu viele verschiedene Verbrechen, zu viele Täter, zu viel Blut und zu viele Handlungsstränge. Die Route des Kreuzfahrtschiffes zwingt zu Ortswechseln, die den Erzählfluss behindern. Der Versuch, die Schiffsreise mit dem Spannungsbogen zu verbinden, misslingt. Das Buch zerfranst. Am Ende gibt es auch keine geniale Auflösung, sondern einen merklich zusammengeschusterten Schluss. Es bleibt ein fader Nachgeschmack zurück.

Wer zahlt, schafft an!

Bei beiden Büchern ist der Einfluss des Kooperationspartners Aida Cruises offensichtlich. Zwar gibt Jörg Böhm seinen Kreuzfahrtschiffen Fantasienamen, doch die vielen werblichen Texteinschübe machen die Bücher nur für echte Aida-Fans verdaulich/interessant. So erfährt der Leser, in welchen Farben und Designs Kabinen und öffentliche Bereiche gestaltet sind, dass die Handtücher flauschig sind, der Kleiderschrank begehbar und das Servicepersonal aufmerksam ist. Der Autor hält er es sogar für mitteilenswert, dass Aida Cruises (alias Star Lines) eine Kooperation mit der Starbucks-Kette geschlossen hat. Folgende Textpassage wirkt wie von der PR-Abteilung diktiert: „Seit sich das amerikanische Kaffee-Unternehmen auf die Schiffe der Star Lines eingekauft hatte, konnten die Gäste die bekannten Kaffeespezialitäten, die man in verschiedenen Größen und mit unterschiedlichen Geschmacksvarianten aus den Filialen an Land kannte, jetzt auch auf Kreuzfahrtschiffen genießen.“

Krimi als Alternative zum Reiseführer

Wenn es sich bei diesen beiden Büchern auch um Krimikonfektionsware handelt, so werden sie doch ihr Publikum finden. Wer z. B. eine Schiffsreise auf einer der beiden beschriebenen Routen gebucht hat, wird die Lektüre vielleicht als Reiseeinstimmung goutieren, zuumal die Routen, nicht nur von Aida, sondern auch von anderen Reedereien befahren werden. Das hat sich vielleicht auch der Verlag gedacht, denn auf der Rückseite beider Bücher sind die Routen jeweils in Form einer Skizze festgehalten.

Die Nordseereise, wie sie in „Moffenkind“ beschrieben wird, firmiert bei Aida unter dem Namen „Metropolen ab Hamburg“. AIDAperla und AIDAsol sind auf dieser Route unterwegs. Weitere Infos und Buchungsmöglichkeit.
Wer es etwas exklusiver möchte, findet die gleiche Reise auch bei TUI Cruises. Hier reisen Sie mit der Mein Schiff 4, und die Reise heißt „Westeuropa mit Rotterdam 1“. Weitere Infos und Buchungsmöglichkeit.

Die Kreuzfahrtroute in „Niemandsblut“ heißt bei Aida  „Perlen des Mittelmeers“. Der Hafen Ajaccio (Korsika) ist jedoch nicht mehr dabei. Stattdessen macht Die AIDAstella jetzt Halt in Marseille. Weitere Infos und Buchungsmöglichkeit.
Ahnliche Routen finden sich aber auch im Angebot von Costa, MSC und Tui Cruises. Angebote bei E-Hoi. 

Bestellmöglichkeiten

„Moffenkind“ und „Niemandsblut“ sind im Buchhandel und online als Buch oder E-book verfügbar. Werke von Jörg Böhm online bestellen bei Buecher.de.