Kurzkritik „Die Mauern von Porto“ von Mario Lima

Die Mauern von Porto von Mario Lima
Die Mauern von Porto von Mario Lima

Der Autor Mario Lima hat das Corona-Jahr genützt, um einen weiteren Portokrimi um Inspektor Fonseca zu verfassen. Diesmal bildet der alte Stadtteil Bairro de Sé, unweit der Kathedrale, den Schauplatz der Handlung.  Im Zuge von Löscharbeiten machen Feuerwehrmänner einen grausigen Fund: in einem leerstehenden Haus entdecken sie in einer zugemauerten Dachkammer zwei skelettierte Leichen. Die Ermittler stellen fest, dass es sich bei den Toten um zwei Frauen handelt, die vor über 20 Jahren ermordet und dann eingemauert wurden. Bald gibt es Hinweise auf die Identität der Toten und auf mögliche Tatverdächtige. Doch den Nachforschungen setzt die Staatsmacht ein jähes Ende. Der Mord ist verjährt und die Polizei muss ihre Ermittlungen einstellen. Frustration macht sich breit. Doch dann geschieht ein weiterer Mord und Inspektor Fonseca und sein Team sind wieder im Spiel.  „Die Mauern von Porto“ ist kein klassischer Whodunit-Krimi. Vielmehr geht es darum, den Täter zu überführen und den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Mord verjährt nicht – außer in Portugal

Der aus Deutschland stammende Autor Mario Lima lebt schon viele Jahre in Portugal und hat sich intensiv mit der Situation und den Problemen seiner Wahlheimat beschäftigt. Ein zentrales Thema seines Kriminalromans „Die Mauern von Porto“ ist die problematische Verjährungspraxis in Portugal.  Mord verjährt hier nach fünfzehn Jahren, Korruption sogar schon nach zwei Jahren. In der Praxis führt dies zu einer Zweiklassen-Justiz: Wer genug Geld hat, kann mit Hilfe teurer Anwälte einen Prozess so lange hinziehen, bis das Vergehen verjährt ist, während mittellose Täter ihrer Verurteilung kaum entgehen können.

Keine Altstadtidylle, sondern sozialer Brennpunkt

Der Roman zeichnet ein düsteres Gesellschaftsbild. Im Stadtviertel Bairro de Sé bündeln sich sozialen Konflikten und wirtschaftlichen Probleme.

Der Krimi spielt im Stadtviertel Bairro de Sé unweit der Kathedrale. Portobesucher können die Schauplätze bequem zu Fuß erreichen. Ein kleiner Stadtplan in der Buchklappe ist dabei eine zusätzliche Hilfe.
Der Krimi spielt im Stadtviertel Bairro de Sé unweit der Kathedrale. Portobesucher können die Schauplätze bequem zu Fuß erreichen. Ein kleiner Stadtplan in der Buchklappe ist dabei eine zusätzliche Hilfe.

Korruption, Drogenkriminalität, Prostitution und Selbstjustiz gehören zum Alltag der Bewohner. Das Team um Kriminalinspektor Fonseca bleibt diesmal im Hintergrund. Die Protagonisten sind zwei Frauen: Auf der Ermittlerseite ist es die neue Kollegin Tété, die aus der ehemaligen portugiesischen Kolonie Angola stammt und ihre eigene Flüchtlingsgeschichte in die Handlung einbringt. Ihr gegenüber steht die in den Fall verstrickt Sozialarbeiterin Márcia. Eines haben die Frauen gemeinsam; sie wollen den Täter bestraft wissen. Die Methoden sind unterschiedlich, doch in jedem Fall lebensgefährlich.

Leseempfehlung mit kleinen Einschränkungen

Fazit: Das Buch ist sehr ambitioniert und wie schon der hier ausführlich besprochene Vorgängerband „Mord in Porto“ gut geschrieben und recherchiert. Es werden viele – vielleicht zu viele – gesellschaftspolitische Themen thematisiert und nicht immer stimmig in den Handlungsablauf eingefügt.  Schade ist auch, dass der Ermittlungsleiter Fonseca und vor allem seine Mitarbeiter Ana und Pinto in diesem Buch weitgehend farblos bleiben.

Bestellhinweis

„Die Mauern von Porto“ ist im Heyne Verlag erschienen uns als broschiertes Buch, ebook oder Kindle bei Amazon, JPC, Bücher.de, Thalia oder Hugendubel erhältlich.